Handgemacht
Veröffentlichung Campus Baunetz 21.04.2022: Zeichnerisch und plastisch: Doppelausstellung „Gestalten“Foto Anja Müller, Foyer Haus 15
„Sowohl gezeichnete als auch dreidimensionale Arbeiten zeigen Studierende des „Fachbereichs Architektur, Facility Management und Geoinformation“ an der Hochschule Anhalt bis Ende Juni 2022 in einer Ausstellung. Besonderheit: Sie durften bei der Erstellung der Objekte keine digitalen Werkzeuge einsetzen.“
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Doppelausstellung Gestalten im Fachbereiche AFG, studentischer Arbeitsergebnisse des plastischen und zeichnerischen Gestalten.
Feiner Strich
Im Foyer des Hauses 5 sind z.Z. die Ergebnisse von 2 Semestern Freihandzeichnen ausgestellt. Die Ausstellung zeigt einen fast vollständigen Einblick in die Annäherung an das Thema räumliches Freihandzeichnen vor dem Objekt. Die Studierenden erlangen in diesem Zeichnen-Modul die Fähigkeit sich im Stadtraum sicher zurechtzufinden um lichtstarke räumliche Architekturskizzen anzufertigen. In diesen zwei Semestern erlernen Sie die Grundfertigkeiten einer starken Bildkomposition und grafischer Gesetze und vertiefen vor Allem ihre Kenntnisse der raumbildenden Parameter durch zeichnerische Anwendung. Nicht zuletzt erfahren Sie die unschätzbaren Vorteile zu schätzen, die eine händische Analyse der Umgebung gegenüber der allgegenwärtigen flüchtigen Abbildung durch die fotografischen Medien für ihre entwerferische Tätigkeit hat.
Beim Freihandzeichnen ist die Übertragung der dreidimensionalen Wirklichkeit auf ein flächiges Medium, welches wiederum optimaler Weise dreidimensional wirken soll, ein nicht zu ersetzendes Training, bzw. Überprüfen der analytischen Fähigkeiten für die Räumlichkeit. Aus Analyse wird Synthese.
Feine Handarbeit
Die grafische Ausstellung steht in ergänzender Korrespondenz zu einer Präsentation von plastischen Objekten aus dem Bereich der gestalterischen Raumanalyse. Die spannenden und filigranen Objekte aus vornehmlich Finnpappe sind unter Berücksichtigung ganz ähnlicher Kriterien entstanden wie die gezeichneten Blätter. Beide workshops, das Zeichnen und das plastische Gestalten verfolgen und vertiefen dieselben didaktischen Ziele, nur unter Einsatz unterschiedlicher Werkzeuge.
Man kann relativ leicht nachvollziehen, dass auch die plastischen Objekte die Beschäftigung mit Raum und Volumen im Spannungsverhältnis zwischen zwei- und dreidimensionaler Welt untersuchen. Architektur wird für den Raum entworfen und in der Fläche entwickelt. Grundriss, Schnitt, Fassade werden plan geordnet und in den Raum gedacht. In einer digitalen Berufswelt ist das analoge Arbeiten ein unverzichtbares Denktraining für das Studium und fördert die entwerferische Unabhängigkeit.
Die Studierenden waren angehalten die plastischen Modelle ausschließlich mit der Hand zu entwerfen und auch zu fertigen.
Die analoge Arbeitstechnik war sowohl für die gestalterische Entwicklung, wie auch für den Herstellungsprozess Voraussetzung.
Obwohl bei der Verwendung von plattartigem Modellbaumaterial der Einsatz von Laser oder Fräse naheliegt, wurde bewusst auf digitale Werkzeuge verzichtet.
Handwerklich entstandene Entwürfe fallen in den Detaillösungen materialbezogener aus, als die virtuelle Entwicklung von räumlichen Modellen.
Sie entwickeln sich aus einem Wechselverhältnis zwischen materialabhängiger Konstruktion einerseits und dem Ausdruckswollen für die Form andererseits.
Virtuelle Modelle laufen leider häufig Gefahr vordergründig dekorativ verformt zu werden. Dieses digitale „Morphen“ lässt sich durch entsprechende Software verhältnismäßig leicht erreichen, anstatt einen Entwurfsprozess zu verfolgen, der sich aus dem spezifischen Baumaterial ableitet.
Die erzielten analogen Ergebnisse sprechen für sich und finden im 4. Semester, in einem ähnlich konzipierten Übungskanon, mit einem plastischen Material ihre Fortsetzung.
Carl Constantin Weber, Prof., Bildhauer, April 2022