Couvent de la Tourette 2024, Zeichenworkshop

LA TOURETTE

WPM grafisches Gestalten, WS 24/25

27.10.-03.11 2024

Leitung Constantin Weber, Prof. Grundlagen der Gestaltung (Freihandzeichnen)

Organisation Dipl. Design Christina Salzwedel

Die Idee, für mehrere Tage in das Kloster von La Tourette zu gehen, entstand während der Vorbereitung auf das Wintersemester 24/25, bei der Suche nach einem inspirierenden Wahlfachthema.

Es faszinierte in La Tourette in Klausur zu gehen, um den Ort zeichnerisch zu untersuchen und über diesen nachzudenken. Aufgrund der besonderen sensiblen Bedingungen in einem Kloster erschien eine maximale Gruppengröße von 12 Personen angemessen.

Der Umstand, dass sich die in der vorlesungsfreien Zeit annoncierte Liste zur Reise innerhalb weniger Stunden füllte, war verblüffend und beglückend zugleich und sprach für die Idee. Auf rätselhafte Weise hatte sich die genaue Zahl an geplanten TeilnehmerInnen schlagartig zusammengefunden, als wäre es zuvor abgesprochen gewesen.

Eine gemeinsame Neugier für Ort und Thema schien alle zu verbinden.

Das Kloster von La Tourette wurde in der Mitte der 50er Jahre von Le Corbusier für den Dominikaner-Orden entworfen.

Die Ikonographie der Gebäudekomposition bleibt, dank ihrer Anschaulichkeit selbstverständlich nachvollziehbar, unabhängig von persönlichem Gefallen und Erwartungen an die Architektur. Die maßgeblich von Yannis Xenakis erfundenen Fassaden verdanken ihre einzigartige Lesbarkeit konsequent angewandten plastischen Kriterien. Ihre abstrakte Qualität führt zu überraschend klar verständlichen Bildern für die unterschiedlichen Zonen des Klosters.

Um nichts weniger geht es im plastischen Gestalten.

Aus diesem Grund ist die Analyse des Entwurfs von La Tourette ein fester Bestandteil in den Vorlesungen des Gestaltens.

Das Gebäude wird bis weiterhin als Kloster genutzt, allerdings nicht mehr als theologische Ausbildungsstätte. Stattdessen dient das Kloster heute als ein offener Ort der kulturellen und spirituellen Begegnung.

Dank der verbliebenen neun Dominikanermönche, die weiterhin das Kloster bilden, kann man den radikalen Entwurf in seiner ursprünglichen Bestimmung noch heute überprüfen. Der ästhetische Anspruch stellt sich seit 70 Jahren der gelebten Realität, in Qualität und Mangel. Durch die Teilnahme am Leben des Klosters wird die Wechselwirkung zwischen Anspruch und Wirklichkeit intensiv erfahrbar.

Inside Workshop. In den ersten vier Tagen des Aufenthaltes entstanden alle Zeichnungen in La Tourette „in situ“, also ausschließlich direkt vor dem Motiv. Aufgrund des dichten, herbstlichen Nebels war die Erfahrung „plein aire“ anders als gewohnt.

Am ersten Tag wurde mit fünf – zehnminütigen Schnellskizzen gearbeitet, danach erweiterte sich die Arbeitszeit der Zeichnungen auf ca. 45-60 Minuten. Die größeren Zeichnungen wurden in der Regel durch eine kleine Schnellskizze als Konzept vorbereitet. In den Mittagspausen wurde gemeinsam mit den Mönchen und Gästen des Klosters im Refektorium gegessen.

Die TeilnehmerInnen des Workshops nahmen an den Gebetsmessen der Mönche immer wieder interessiert teil.

Die Angelusgebete der Dominikanermönche werden in La Tourette zumeist in Form von Chorälen praktiziert. Die Messen an Sonn- und Feiertagen entsprechen liturgisch einem gewohntem Messeablauf aus Predigt und Gesang mit Orgelbegleitung. Diese Messen werden von der Gemeinde der umliegenden Orte besucht.

Am fünften und letzten Tag entstanden die Zeichnungen aus dem zuvor skizzierten Material am Tisch des Refektoriums reproduktiv, auch Fotografien konnten genutzt werden. Es ging darum, den zuvor geübten flüchtigen und skizzenhaften Ansatz eines Motives auf das große Format zu übertragen und dabei eine kompositorische, konzeptionelle Ordnung anzuwenden.

Zuerst wurden im Postkartenformat kleine Miniaturen angefertigt, später ein großes aufwändiges DIN A2 Konzept gezeichnet.

Die Postkarten wurden von allen Teilnehmern am Ende des Workshops postalisch auf die Reise nach Dessau geschickt, wo sie wohlbehalten ankamen.

Constantin Weber, Prof.