Genua 2025, Zeichenexkursion

Für eine Zeichenexkursion hatten wir Genua schon lange auf unserer Bucket List. Das wir bisher die ligurische Hafenstadt noch nicht als Ziel ausgewählt haben hat mit der etwas abseitigen Lage zu tun.

Nachdem wir im letzten Jahr jedoch sogar San Sebastian per Bahn erreicht hatten (leider 36-stündige Rückfahrt) sprach nichts mehr gegen eine Reise dorthin.

Genua ist seit vielen Jahrhunderten Italiens wichtigster Seehafen. Die Republik Genua war eine so bedeutende Seefahrernation, dass England letztendlich seine Fahne Genua verdankt. Das Georgskreuz erwarben die Engländer 1190 von Genua, damit ihre Schiffe unbehelligt im Mittelmeer fahren konnten. Sie standen unter dem Schutz der Genueser und entrichteten dem Dogen der Stadt dafür ihren Tribut.

Die Stadt türmt sich, eingeengt zwischen Apennin und Meer, zu stattlicher Höhe auf. Die Gebäudehöhe der Wohnhäuser beträgt, sogar in der engen Altstadt, 7- 9 Geschosse. Zudem gibt es in Genua eine Besonderheit bei der Staffelung der Geschosse. Immer wieder sind in die Fassaden flache Zwischengeschosse eingefügtt, was die Gebäude zusätzlich komprimiert. Vermutlich auch deshalb gilt die Altstadt als am dichtesten besiedelt in Europa. Die Straßenzüge sind so eng, dass teilweise nur wenig Licht zum Boden durchdringt.

Durch die starke Faltung der Apenninausläufer stapeln sich die Stadtviertel aufregend in die Höhe. An manchen Stellen erfährt man die  Fassadenansichten der Wohnhäuser mehrfach übereinander sortiert.

Das Stadtbild ist ausgesprochen vielfältig. Barocke Pracht, gotische Enge, totalitäre Weitläufigkeit des Faschismus und raue Industrieanlagen, alle diese Bauformen werden von den Bergen gegen die großen Hafenanlagen geschoben.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Stadt durch ein Gewirr von Hochstraßen autogerecht umgeformt. Die brutalen Ständerstrukturen sind für das Gesicht Genuas nicht immer schmeichelhaft, eignen sich aber ausgezeichnet für Architekturskizzen.

Traditionsgemäß besichtigten wir am Tag vor der Exkursion unser Revier (Genua), auf der Suche nach einem sinnvollen Ablaufprogramm. Dieses Mal machten wir diesen Spaziergang mit kleinen Skizzenblöcken zu dritt, denn unsere Exkursion wurde von Matthias Höhne begleitet. Dr. Höhne ist Professor für Entwerfen und Baukonstruktion und selbst leidenschaftlicher Zeichner. Beim schnellen Skizzieren der mannigfaltigen Motive wurde uns bewusst wie komplex Genua angelegt ist. Ein übersichtliches Programm zu finden stellte sich als ein schwieriges Unterfangen heraus. Vielleicht einer Gründe dafür, dass sich das Programm der Exkursion mit jedem Tag anspruchsvoller entwickelte.

Die Studierenden arbeiteten von der ersten Minute an engagiert an ihren Blöcken und das Lehrpersonal befeuerte sich gegenseitig. Am Ende wurde über diesen Eifer der übliche Ruhetag vergessen. Andererseits entwickelte sich auf diesem Wege eine zeichnerische Dichte bei den meisten Teilnehmern, die sonst so vermutlich nicht möglich gewesen wäre.