Bologna 2019, Zeichenworkshop
Nach 2 Jahren intensiven Zeichnens in Bergamo war ein Ortswechsel notwendig geworden. Bologna erwies sich als ausgezeichnete Wahl. Weniger touristisch geprägt, groß genug für reiche Motivauswahl und hochwertige Baugeschichte, aber klein genug, um in Ruhe arbeiten zu können.
4,5 Tage intensives Zeichnen, das alle Teilnehmer an ihre Grenzen brachte. Wie auf jeder Zeichenexkursion begannen wir mit A4 Kurzskizzen. Diese Skizzen dienten dazu sich den ungewohnten Gesichtsfeldausschnitten im engen mittelalterlichen Stadtraum anzunähern. Die räumliche Blattaufteilung war also Ausgangspunkt unserer ersten Versuche. Licht, Schatten und Architektur werden dabei, ähnlich einer Flächekomposition, auf dem Blatt geordnet. Ein räumlicher Eindruck entsteht von selbst. Längere Perspektiven in A3, von ca. 1 h Dauer, wurden erst gezeichnet, nachdem der Umgang mit der Bildkomposition verstanden war. Trotzdem unterbrechen wir das geduldige Zeichnen immer wieder für solche Kurzskizzen, da sich der alte Trott schnell wieder einstellt.
Als thematisches Finale hatte ich die frühchristliche Anlage von San Stefano ausgewählt. Diese Komposition aus 7 Kirchen eignet sich, aufgrund der zahlreichen Raumdurchdringungen, bestens für eine anspruchsvolle Schlussaufgabe. Ziel sollte es sein eine Stadtraumperspektive von San Stefano zu zeichnen und diese später als offenen Schnitt anzulegen. Wir zeichneten vom Campo San Stefano aus eine großflächig angelegte Gesamtansicht von aussen und ließen die Fassaden leer und offen stehen. Danach gingen die Studenten in die 7 Kirchen, um deren Inneres mit vielen Skizzen erfassen und verstehen zu lernen. Mit den Skizzen aus dem Kircheninneren setzten wir uns wieder aussen in die alte Ansicht und ergänzten nun die leer gelassenen offenen Fassaden durch den Blick in die Kirchen hinein, unter Berücksichtigung der realen Lichtsituation.
Spannend war es den Studenten beim Arbeiten zuzusehen, denn die Zeichnungen offenbarten einen direkten Blick in ihr Denken, bzw. Vorstellungskraft, da die Situation fast komplett imaginiert werden musste. Daraus ergab sich eine gute Grundlage für eine Diskussion über bauliche Konstruktion der Klosteranlage und Fragestellungen zum Zeichnen.
Selbstverständlich war dieses Konzept eine absichtliche Provokation in Anspruch und Level. Die gute Einsehbarkeit des strategischen Vorgehens jedes einzelnen, die getroffenen Entscheidungen, sichtbar gemacht durch das zeichnerische Notat, resümierten auf perfekte Weise das Programm des einjährigen Zeichenunterrichtes.
Bilder der Exkursion: Anja Müller
Teilnehmer Studenten
Wang Yun, Schönherr Florian, Reitzenstein Emelie, Liu Wenting, Chen Simiao, Kim Seunghyun, Patzer Jenny, Wilms Kira Katharina, Johannemann Lydia, Liu Jinxin, Gan Yu, Raab Maximilian, Jonas Otto